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Seit 2010 ist das "Tagebuch für Frühgeborene", ein Projekt unserer Fachkinderkrankenschwester für Intensiv- und Anästhesiepflege Yvonne Arlt, fest auf unserer Kinderintensivstation etabliert und wird sehr gut von den Eltern angenommen. Es hilft ihnen dabei, die schwierige Situation besser zu verarbeiten, Ängste zu kompensieren, Gefühle und Erlebtes in der Zeit des Kinderklinikaufenthaltes festzuhalten und so später noch einmal nachlesen zu können. Darüber hinaus helfen die Tagebucheinträge den Pflegenden dabei, die Sorgen und Ängste der Eltern zu verstehen und so besser darauf eingehen zu können, denn das Tagebuch wird von beiden Seiten gemeinsam geführt.

Ausgegeben wird es an Eltern, deren Babys vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren wurden, die beatmet werden oder aus anderen Gründen längere Zeit in der Kinderklinik verweilen müssen. Pia S. und Steffen H. aus Bad Driburg gehörten zu den ersten Eltern, die das Tagebuch bei uns bekamen. Ihre Tochter kam 2011 in der 26. Schwangerschaftswoche zur Welt. 31 cm „groß“ und 640 Gramm „schwer“ musste sie vier Monate in der St. Vincenz-Kinderklinik bleiben, bevor sie gesund nach Hause entlassen werden konnte. In der Zeit des Krankenhausaufenthaltes haben die Eltern das Frühchentagebuch geführt. „Am Anfang haben wir uns schwer getan, etwas einzutragen“, erzählt Pia S. „Was schreibt man? Die ersten Tage im Leben unserer Tochter waren ja sehr kritisch.“ Den ersten Eintrag haben dann die Kinderkrankenschwestern gemacht, dabei aus der Sicht unserer Tochter geschrieben.

Nachdem der Anfang geschafft war, war das Schreiben auch für die Eltern nicht mehr schwer: „Wir haben jedes Detail festgehalten“, erzählen sie. „Den Tag, an dem Maya zum ersten Mal die Augen geöffnet hat, jede 10 Gramm, die sie zugenommen hat, die ersten 3 ml, die sie aus der Flasche getrunken hat – wir waren so stolz!“ Dabei haben sie nicht nur die guten Tage, sondern auch die schlechten festgehalten, die Texte dabei an ihre Tochter formuliert. „Das Tagebuch hat uns eine Aufgabe gegeben“, berichten sie. Schließlich konnten die Eltern anfänglich nichts tun, außer da zu sein und ihre Tochter im Inkubator mit den Fingern zu berühren. „Wir hatten große Angst, dass die Bindung zu unserer Tochter deshalb verloren geht.“ Das Tagebuch hat Pia S. und Steffen H. diese Angst genommen.

Gemeinsam mit dem Team der Kinderintensivstation haben sie während der vier Monate in der Kinderklinik zwei Tagebücher mit Fotos und Erinnerungen gefüllt. Auch Monate nach dem Aufenthalt habe sie immer mal wieder hinein geschaut, erzählt Pia S. „Auch für unsere Tochter ist das Buch eine schöne Erinnerung.“